Das Märchen von der Wunderhand

Dezember 2018


 "Das Märchen von der Wunderhand" habe ich in einer prekären Lebenssituation gestaltet. Ich war Hals über Kopf aus der gemeinsamen Wohnung mit meiner Frau ausgezogen und wohnte zur Untermiete im "Papageienhaus". Ein Zimmer des großen Hauses war für zwei Papageien reserviert. Ansonsten lebte auf den drei Stockwerken nur die Vermieterin, die sich bald als ausgesprochen bösartig entpuppte. Wenn sie in ihrer makellosen Küche ihre Suppen umrührte, saß meist ein Papagei auf ihrem Kopf. Es war wirklich wie im Märchen. Etwa die Häfte der Zeit war mein damals dreijähriger Sohn bei mir. Bei der angespannten Wohnungslage waren wir ständig von Obdachlosigkeit bedroht, denn die Vermieterein konnte uns ohne Dreimonatsfrist sofort vor die Tür setzen, was sie später auch tat. Zu unserem großen Glück fanden wir dann wie durch ein Wunder eine "echte" Wohnung.

 

Zurück zum Bild. Ein immer wiederkehrendes Thema in meiner Kunst ist die Bedrohung des Lebendigen. Hier ist es ein Mädchen, das sich in einem traumartigen Schwebezustand zwischen ihrer Kinderwelt und den maskenhaften Eltern befindet. Das Bild des Mädchens ist übrigens das gleiche wie in der Collage "Die Fenster meiner Freundschaft"

 

Alles um das Kind herum ist eckig, einsam und grau. Doch das Kind selbst, das von der Hand gehalten wird, strahlt Ruhe und Frieden aus. Ich spürte damals selbst diese "Wunderhand". Im Nachhinein wundere ich mich wie gut ich mit dieser schrecklichen Situation umgehen konnte. In das Bild eingeflossen ist auch die Bedrohung der Kinderseele, wenn die äußeren (auch familiären) Umstände wenig Geborgenheit zulassen. Ich glaube, es ist mir gelungen meinen Sohn so gut es geht zu schützen.

 

Die sonderbaren Gestänge habe ich immer wieder neu gestaltet. Es war ausgesprochen schwer, ein stimmiges Gesamtbild zu komponieren. Das gelang mir erst in mehreren Anläufen, immer wieder musste ich das Bild weglegen. "Das Märchen von der Wunderhand" ist kein klassisch schönes Bild. Für mich ist es trotzdem bei aller Düsternis ein Bild über das Vertrauen zum Leben.

 

 

 

Musik zum Bild: "Green bus" von Innocence Mission.